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Präsent sein

„Im Hier und Jetzt sein“ ist die letzte und vielleicht wichtigste Säule deines Ikigai. Wie bereits im letzten Newsletter erwähnt, besteht ein wichtiger Zusammenhang mit der Freude und Dankbarkeit für die kleinen Dinge im Leben und dem präsent sein.

Wie arbeitet unser Kopf?

Ich habe vor einiger Zeit einen interessanten Artikel über die menschliche Psychologie gelesen. Darin ging es um psychische Gesundheit, Resilienz und wie diese optimiert werden kann. Grob zusammengefasst hat ein Mensch zwei hauptsächliche Geisteszustände: Nachdenken und Beobachten. Beide sind sehr wichtig und haben ihre eigene Rolle im System Mensch. Es gibt hier per se kein gut und schlecht. Aber du weißt bestimmt gleich intuitiv, dass du dich öfter in einem von beiden Zuständen befindest. Das interessante an dieser Sache ist, dass du beide nicht gleichzeitig nutzen kannst. Du kannst entweder denken oder beobachten.

Ich zum Beispiel bin ein sehr rationaler und nachdenklicher Mensch. Ganz oft ertappe ich mich dabei, wie ich sehr lange Gedankenspiralen durchgehe und Risiken, Ängste und Geschehnisse analysiere. Natürlich gibt es aber auch meinen Komplementär: Den Beobachter (nein, kein Voyeurist). Dieser Typus ist damit beschäftigt, die Welt um sich zu beobachten, die visuellen Reize auf sich wirken zu lassen und zu schauen was die Leute um ihn herum machen. Hier erfolgt keine Einordnung, kein Bewerten und keine Analyse. Einfach stille Beobachtung.

Diese Zuteilung ist nicht fix. In gewissen Lebensphasen wirst du mal mehr nachdenken oder mal mehr beobachten. Jeder Mensch kann jederzeit zwischen beiden Gruppen wechseln, das Ganze ist lediglich eine erlernte Verhaltensweise.

Die Krux an der Sache ist, dass weder die eine noch die andere Art zu Denken deine Umgebung real beeinflusst. Es ist lediglich ein Filter, der die Verarbeitung der Informationen und Geschehnisse um dich herum steuert. Jetzt ist es so, dass sich eine von beiden Verhaltensweisen negativ auf deine psychische Gesundheit auswirken kann, wenn sie zu viel Raum in deinem Kopf einnimmt. Ich denke, du weißt welche: das Nachdenken.

Warum ist es besser präsent zu sein?

Ständig über die Zukunft oder die Vergangenheit nachzudenken, schürt Ängste und Sorgen. Statt zu registrieren (und vor allem zu genießen) versuchst du im schlimmsten Fall ständig zu analysieren, was um dich herum passieren könnte. Könnte! Konjunktiv! Du verschwendest deine Hirnkapazität dafür „alternative Zeitlinien“ auf ihre Gefahr zu analysieren, obwohl 99% dieser Sachen eh nie eintreten werden. Das einzige was passiert ist, dass du die Welt negativer siehst wie sie eigentlich ist. Wie gesagt, dass Ganze ist lediglich deine Informationsaufnahme und hat nichts mit den tatsächlichen Vorgängen um dich herum zu tun. Der Denker sieht die Welt einen Ticken riskanter, dunkler und angsteinflößender als der Beobachter. Überproportional viel Nachdenken ist der beste Weg, um eine depressive Verstimmung oder Angststörung zu entwickeln.

Kann ich etwas dagegen tun?

Ich will dir hier natürlich nicht nur irgendwelche theoretische Konzepte mitgeben. Solltest du wie ich eher der Fraktion Nachdenken angehören, kannst du konkrete Dinge tun, um im Hier und Jetzt präsent zu sein! Bist du das eh schon häufig und nimmst das Leben wies gerade läuft, dann Glückwunsch! Ich kann dir aber sagen, die Übung benötigt nicht viel Aufwand und bringt dir in jeder Situation etwas.

Also worum geht es?

Meditation!

Die Kunst und Übung der Meditation gibt dir die Präsenz im Moment zurück. Wie beim Dankbarkeitstagebuch handelt es sich um ein Ritual das du möglichst regelmäßig (am besten täglich) durchführen solltest. Es geht nicht um Menge, es geht um Rhythmus. Jeden Tag 10 min ist besser als einmal in der Woche 70 min. Die meisten Menschen werden schon bei täglich 5 Minuten Meditation nach zwei Wochen einen signifikanten Unterschied spüren!

Also stell dir einen Timer auf 5 Minuten und begib dich in eine angenehme Sitzposition. Schließ deine Augen und fang an dich auf deine Bauchatmung zu konzentrieren. Zähle von eins bis zehn: Einatmen, eins, Ausatmen, zwei, usw. Du wirst recht schnell feststellen, dass du nach ein paar Sekunden bereits deine Aufmerksamkeit verlierst und über irgendwas nachdenkst. Kein Problem! Es geht nicht darum das zu verhindern, es geht lediglich darum es zu registrieren. Sag dir selbst beispielsweise „Ah, Gedanke!“ und kehre wieder zum Atmen und Zählen zurück. Versuch nicht dein Denken einzuordnen oder zu verurteilen. Stell einfach fest, es war da und mach dann wieder weiter. Es wird Tage geben an denen du mehr denkst, dann wird es Tage geben an denen es ruhig läuft. Alles in Ordnung, du arbeitest hier prozess- und nicht ergebnisorientiert!

Was bringt mir das ganze Zeug mit dem präsent sein?

Du wirst mit jedem weiteren Tag Meditation feststellen, dass dir die Übung leichter fällt. Nicht nur das. Nach zwei Wochen wirst du merken, dass du deutlich weniger zu Gedankenspiralen neigst! Du wirst dich viel öfter im Beobachten finden und deutlich präsenter sein. Das hilft ungemein in der Beziehung mit Menschen und in Phasen in denen es dir nicht gut geht. Wie du die Welt um dich herum wahrnimmst ist eben essentiell für deine Gesundheit. Kannst du diese einfach wertfrei beobachten, wirst du merken, dass du dich deutlich glücklicher, stabiler und aufmerksamer fühlst.

Probiers doch mal aus! Der Aufwand ist sehr klein, aber die Auswirkungen sind enorm. Mir hat die Mediation sehr viel Lebensqualität gebracht. Das Ganze ist wie ein Muskel, den du trainierst. Wenn du ein Ritual etabliert hast und für ein paar Tage nicht dazu kommst, kann dir das nichts anhaben. Wichtig ist nur, dass du es den Großteil der Zeit durchziehst! Es gibt auch sehr gute Apps, die dir das Zählen abnehmen und geführte Meditationen anbieten (z.B. Calm oder Headspace). Das kann gerade für Anfänger etwas leichter sein.

Präsent zu sein ist meiner Meinung nach die wichtigste Grundlage für dein Ikigai. Es ist eine Art Fundament, auf der du die Suche nach deinem Lebenszweck aufbauen kannst.

So, ich werde mir jetzt mal meine Uhr stellen!

Bis bald

Niklas