Pause
Ich will ehrlich mit dir sein. Mir fällt manchmal nichts so schwer, wie einen Gang zurückzuschalten und eine Pause zu machen. Ich arbeite gerne und viel und merke dementsprechend auch öfters mal, dass ich Ruhe brauche. Selten gönne ich sie mir aber in wirklich ausreichender Menge.
Das ist sicherlich kein Problem, dass nur ich habe. Du kennst das bestimmt auch. Wenn du langsam merkst, dass die Strapazen durch Arbeit, Uni oder sonstige Geschehnisse konstant an deiner Energie zerren. Der Energieoutput jeden Tag ein kleines bisschen höher liegt, als der Input. Kurze Zeit ist das kein Problem. Aber auf Dauer macht es krank.
Das ist zwar ein sehr verbreitetes Problem in einer Leistungsgesellschaft wie der unseren, aber es ist keinesfalls neu. Bereits im alten Rom fand man diese Verhaltensweisen. Der Stoiker Seneca hat zum Beispiel ausführlich darüber berichtet. In seinen berühmten Texten hat er oft im Mitleid über große Eroberer, die nie Ruhe geben können und Anwälte, die immer wieder in den Gerichtssaal zurückgekehrt sind, geschrieben. Ironischerweise hatten viele von ihnen die meisten Lebensjahre bereits hinter sich gebracht und für ein bisschen mehr Geld, Anerkennung und Ruhm den Gedanken an den Tod immer weiter vor sich hergeschoben. Sich selbst nahm er ebenfalls hart ins Gericht. Wusste er doch, dass er auch nicht aufhören konnte und wollte.
Was bleibt heute?
Und trotzdem, 2000 Jahre später scheinen wir immer noch kein bisschen anders zu sein. Unfähig langsam zu machen. Wir tun uns schwer herauszufinden, was wichtig ist. Eine Balance für uns zu finden. Einfach mal Pause zu machen, wenn wir sie brauchen. Die Kraft neu aufzutanken.
Wir haben uns all diese festen Konstrukte wie Berufe, Bildungsabschlüsse und Herausforderungen aufgelegt und dabei vergessen, dass wir den Menschen nicht wie eine Maschine durchtakten können. Wir brauchen den Ausgleich zwischen Anstrengung und Entspannung. Es ist eigentlich sehr unvorteilhaft fest im Vorhinein zu planen, wann wir arbeiten und wann wir Pause machen. Oft werden Entspannungstechniken wie Meditation und Yoga auch nur dazu genutzt, um noch produktiver zu sein. Nicht weil sie uns die Ruhe geben, die wir brauchen und auch verdient haben.
Als man den oft zitierten und 1970 verstorbenen französischen Präsidenten Charles De Gaulle gefragt hat, wie er denn die Tage nach seiner Emeritierung verbringe, hat er folgendes gesagt: „Frag die Katze. Wir spielen Solitaire und gehen gemeinsam spazieren. Es ist nicht einfach für einen Mann wie mich, die Disziplin des Müßiggangs zu erlernen, aber es ist wichtig. Zu Leben heißt nicht zu Arbeiten: Arbeit ohne Pause macht einen Menschen verrückt. Denk daran. Allein es zu wollen, ist kein gutes Zeichen: Diejenigen von meinen Kollegen, die nicht aufhören konnten zu arbeiten, waren gleichzeitig definitiv auch nicht die Besten.“
Machen Stoiker Pause?
Die Stoiker haben zwar gesagt, man solle hart an dem arbeiten was man liebt. Aber sie haben damit nicht gemeint, man solle sich damit aufarbeiten. Sie wollten uns vielmehr vermitteln, dass wir die wenige Energie, die wir haben, für das verwenden sollen, was wir lieben. Arbeite jeden Tag gerade so viel, dass du dich bis morgen wieder erholen kannst. Wir müssen lernen, wie man Nichts tut. Wie man eine Pause macht. Wir müssen Disziplin für unsere Disziplin lernen. Diejenigen, die das nicht tun oder können, sind nicht die Besten. Weil sie keine Ruhe, keine Perspektive und keine Selbstkontrolle haben.
Damit du die richtige Balance in deinem Leben finden kannst, hilft es Konzepte wie die Suche nach deinem Ikigai umzusetzen. Um mehr über die Stoiker und ihre Philosophie zu lernen, kann ich dir Ryan Holidays Bücher empfehlen.
Dein Niklas