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Amor Fati

Liebe zum Schicksal

“Amor Fati”, ein Zitat das oft dem Stoiker Seneca zugeschrieben wird. Tatsächlich wurde der lateinische Ausdruck aber vom deutschen Philosophen Nietzsche 1882 in Genua geprägt. Von den meisten Menschen wird “Amor Fati” als die Suche nach dem Guten in den Wirren des Lebens interpretiert.

Nietzsche wollte aber nicht etwa die stumpfe Formel für die Entwicklung eines großartigen Menschen aufstellen, die auf der Kompetenz basiert, überall Gutes sehen zu können. Vielmehr wollte er damit zum Ausdruck bringen, dass wir versuchen müssen das Gute und vor allem ebenso direkt das Schlechte zu lieben. 

Es geht nicht darum in den schlechten Geschehnissen das Gute zu finden, sondern eine ehrliche Liebe zu allem, was passiert, aufzubauen.

Am Ende wird nicht immer alles gut, aber eben auch nicht alles schlecht. Das Leben ist prinzipiell nicht in positiv und negativ einzuordnen. Meiner Meinung nach liegt kein tieferer Sinn hinter allem. Keine versteckte Bedeutung. Keine große Mechanik hinter den Vorhängen. 
Es passiert, weil wir da sind. Weil wir das Glück haben, dass uns jemand das Leben geschenkt hat.

Es gibt nicht nur positive Seiten

Es macht keinen Sinn hinter allen Umständen zwanghaft positive Seiten zu suchen, um so die schlechten Dinge über Umwege doch lieben zu können. Wenn deine Mutter stirbt und du nicht nochmal die Chance hast den Streit von vorletzter Woche beizulegen, weil du verkatert den Heimflug von Mallorca verpasst hast, dann ist das scheiße! Hier ist nichts Gutes, keine versteckte Lektion, kein Lebenstadel, keine fundamentale Weiterentwicklung.

Ding passieren, weil sie passieren. Tagein, tagaus. Wer anfängt sowohl die guten Sachen, als auch die Schlechten ehrlich lieben oder zumindest akzeptieren zu können, der nimmt sich einiges an Bürden von den Schultern. Das Leben und die Zeit ziehen an dir vorbei, ob du willst oder nicht. Du kannst dich dagegen sträuben, verzweifelt jeden Stein umdrehen, um gute Sachen zu finden oder du beginnst zu akzeptieren, was um dich herum passiert. Dann wird auf einmal vieles einfacher, man nimmt den Sand aus dem Getriebe und kann ohne Erwartungen machen, auf was man Lust hat. Kann gut werden, kann schlecht werden, kann gar nichts bringen. Ohne Wertung wird es auf jeden Fall angenehmer.

Amor fati

Ständig alle Umstände zu hinterfragen ist der sichere Weg ins Unglück und die Unzufriedenheit. Anzufangen allein das Fortschreiten des Lebens zu lieben, unabhängig vom Ausgang, wird dir eine seltsame Entspannung eröffnen. Eine wertvolle Stütze kann die Suche nach dem eigenen Ikigai sein.

Dein Niklas